Im Abgas-Skandal um den VW-Konzern lässt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) neue Vorwürfe gegen die Volkswagen-Tochter Audi überprüfen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sei angewiesen worden, dem Sachverhalt nachzugehen, sagte ein Ministeriumssprecher.
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Das bedeute, dass nun erst einmal Informationen beschafft würden, um sie anschließend zu bewerten. Die "Bild am Sonntag" hatte berichtet, die kalifornische Umweltbehörde Carb habe im Sommer eine weitere Schummel-Software bei Audi entdeckt, die auch bei Fahrzeugen in Europa eingesetzt werde und CO2-Werte manipuliere.
Demnach können Audi-Modelle mit einem bestimmten Automatik-Getriebe erkennen, ob sie auf einem Rollenprüfstand sind oder auf der Straße fahren. Werde das Lenkrad nach dem Start nicht bewegt, aktiviere sich ein Schaltprogramm für das Getriebe, mit dem besonders wenig CO2 produziert werde. Andernfalls laufe das Fahrzeug mit einem anderen Programm, das mehr Kraftstoff verbrauche und folglich auch mehr CO2 ausstoße.
Das betroffene Getriebe verwende Audi bei Autos mit leistungsstarken Motoren, es sei in mehreren hunderttausend Fahrzeugen eingebaut worden, berichtete das Blatt. Audi habe den Einsatz der Software in den Getrieben im Mai 2016 gestoppt, kurz bevor das Carb die Manipulation in einem älteren Modell entdeckte. Die VW-Tochter habe in dem Fall bereits mehrere verantwortliche Techniker suspendiert.
CO2-Ausstoß auch für Kfz-Steuer von Bedeutung
Der Verdacht ist brisant, denn die Kraftfahrzeugsteuer bemisst sich in Deutschland auch nach dem Kohlendioxidausstoß eines Fahrzeugs. Sollte hier geschummelt worden sein, könnten neue Verfahren auf Audi zukommen. Das Ingolstädter Unternehmen wollte sich nicht äußern.
Für Audi kommen die Untersuchungen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die VW-Tochter hatte vergangenes Jahr zugegeben, eine nach US-Recht als illegal geltende Software bei Sechszylinder-Diesel-Motoren mit drei Litern Hubraum eingebaut zu haben. Noch vor wenigen Tagen hatte Bezirksrichter Charles Breyer erklärt, Audi habe bei den Verhandlungen mit den US-Behörden über eine Lösung für die 85.000 betroffenen Fahrzeuge wesentliche Fortschritte gemacht. Er sei optimistisch, dass bis Anfang Dezember eine Einigung erzielt werden könne. Audi hat in diesem Jahr schon 752 Millionen Euro zurückgelegt für die Reparaturen und den noch ausstehenden Vergleich.
Ermittlungen gegen Pötsch bestätigt
Derweil hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig Ermittlungen wegen Marktmanipulation gegen VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch bestätigt. Der Anfangsverdacht habe sich bei den Ermittlungen ergeben, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde.
Die Behörde geht bereits seit Sommer dem Verdacht nach, dass Volkswagen möglicherweise bewusst verspätet über die finanziellen Folgen der millionenfachen Abgasmanipulation informierte. Nach einer Strafanzeige der Finanzaufsicht BaFin ermitteln die Strafverfolger bereits gegen VW-Markenchef Herbert Diess und den früheren VW-Chef Martin Winterkorn.
Damals hatte die Behörde noch ausdrücklich betont, dass Pötsch nicht im Visier sei. Die nun eingeleiteten Ermittlungen gegen Pötsch begründete Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe mit dem Ergebnis der Ermittlungen: "Das hat sich erst aktuell ergeben." Worauf sich der Verdacht gründet, sagte er nicht.